Ost-West-Tunnel: Zwei zerstörerische Rampen und drei neue Stationen mit extrem langen Wegen für die Fahrgäste
Am Freitag, dem 5. Mai 2023 tagte das politische Begleitgremium zur Ost-West-Achse (OWA) bei der erste Einzelheiten zur Tunnelvariante bekannt wurden.
Am Montag, dem 8. Mai 2023 fand unsere Pressekonferenz zur Tunnelvariante der Kölner Ost-West-Achse statt.
Unsere fünf wichtigsten Kritikpunkte zur Tunnelvariante
1. Der Heumarkt wird zerstört
Die U-Bahnrampe, die von der Deutzer Brücke herunterführt, zerschneidet den Heumarkt komplett. Ein barrierefreier Übergang für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen über den Platz würde nicht mehr möglich sein. Die städtebaulichen Vorteile, die in der Bürgerbeteiligung sowie in der Ratsvorlage 2018 hinsichtlich eines möglichen Tunnelbaus genannt wurden, können nicht realisiert werden. Ein Teilabriss der teuren neuen U-Bahn-Haltestelle Heumarkt ist nötig, um die Tunnel-Bohrmaschinen nach unten zu befördern.
2. Der Neumarkt wird zur ewigen Großbaustelle
Am Neumarkt sind zwei zusätzliche U-Bahn-Tiefebenen vorgesehen. In der Tiefebene 3 und 4 sollen die Linien 1, 7 und 9 geführt werden. Diese langen Wegstrecken in den Untergrund würden die Reisezeit enorm verlängern. Der angebliche Zeitvorteil von 5 Minuten wäre hinüber. Der Innenstadt-Tunnel der Linie 3, 4 und 18 soll während der Bauzeit gesperrt werden. Eine Durchfahrt durch die City wäre also nicht mehr möglich. Der Schaden für den Einzelhandel wäre enorm.
3. Rudolfplatz
Die Betonplatte unter der Bestandshaltestelle des Ringtunnels ist nicht mehr brauchbar, deshalb müssen die Tunnelbohrer tiefer abtauchen. Hier wird die neue U-Bahnhaltestelle auf Ebene minus 4 eine Rekordtiefe von 35 Metern haben. Die Wegestrecken in den Untergrund wären genauso ungünstig und lang wie beim Neumarkt.
4. Moltkestraße
Die U-Bahn-Station ist in Höhe der Moltkestraße vorgesehen und nicht unter der Bundesbahnstrecke. Dadurch ist kein direkter Aufzuganschluss an eine neue S-Bahn-Station möglich. Auch an dieser Station werden den Fahrgästen lange Fußwege zum Umsteigen zugemutet.
5. Mauritiussteinweg/Jahnstraße
Die Haltestelle Mauritiuskirche entfiele ersatzlos. Die Tunnelrampe Jahnstraße würde das Mauritiusviertel zerteilen, indem die Humboldtstraße gekappt wird. In der Jahnstraße werden in Höhe der Taubengasse Bäume für die Rampe gefällt.
Fazit
Tunnelbefürworter argumentierten in der Vergangenheit häufig, dass zwar die Fahrgäste, die in der Innenstadt ihr Ziel erreichen, einen langen Weg an die Oberfläche haben, dass aber stattdessen Umsteiger kurze Wege haben. Mit der nun bekannt gewordenen Tunnelvariante werden wir mit einer Überraschung konfrontiert. Die Tunnel-Bohrmaschinen benötigen einen großen Sicherheitsabstand beim Unterqueren der Bestandstunnel. Die Wege für die Fahrgäste werden zur Oberfläche deutlich länger als erwartet. Aber auch für die Umsteiger ergeben sich sehr lange Wege.
Diese Nachteile gelten für alle drei neu zu bauenden U-Bahn-Stationen. Die oberirdischen Haltestellen bieten in allen drei Fällen deutlich kürzere Wege.
Dazu kommt der Zweifel am städtebaulichen Nutzen durch zwei sehr problematische Rampen und eine umfangreiche Baumrodung am Neumarkt und in der Jahnstraße.
Den Ratsmitgliedern raten wir, aufgrund der nun deutlich erkennbaren Nachteile der Tunnelvariante für eine oberirdische Variante zu stimmen.
Das Bündnis Verkehrswende Köln rät sogar dazu, das Langzugkonzept zu überdenken und auf der Ost-West-Achse bei den 60-Meter-Zügen zu bleiben und stattdessen die OWA zu entlasten und die Querverbindungen im Netz auszubauen (siehe ÖPNV-Roadmap-Plus).
Weitere Informationen
Unsere Pressemappe 08.05.2023 als PDF
Die der Pressemappe beigelegte ÖPNV-Roadmap-Plus als PDF
Pressemitteilung der Stadt Köln vom 08.05.2023 (Hier wird nur berichtet, dass das Begleitgremium getagt hat, aber es wird noch nicht auf Details eingegangen.)
Lokalzeit aus Köln vom 08.05.2023 (im Block „Kompakt I“ ab 13:15 oder fünf Mal auf FastForward klicken, verfügbar bis 15.05.2023)