10 Argumente gegen den Ost-West-Tunnel 

1. Der Bau einer U-Bahn ist heute extrem teuer und die zusätzlichen Risiken sind hoch.

Die Verlegung der Straßenbahnlinien in einen Tunnel wäre enorm teuer. Erfahrungswerte beim Bau von U-Bahnen zeigen dies. Die Kosten werden schön gerechnet, damit man die Zuschüsse von Land und Bund erhält. Nicht berücksichtigt wurden dabei die Kosten für den vorab geplanten oberirdischen Ausbau.

Der Kosten/Nutzen-Faktor für den vorgeschlagenen Tunnel ist bei 1,0 veranschlagt. Dies wäre gerade noch förderfähig. Unter Faktor 1 gibt es keine Zuschüsse. Die leidvolle Erfahrung in Köln und anderswo lehrt, dass der Kostenrahmen nie eingehalten wird (siehe Kasten). Hinzu kommen laufende Ausgaben für Betrieb und Unterhalt von Rolltreppen, Fahrstühlen, Lüftungsanlagen etc.

Im Zentrum einer eng bebauten Stadt mit Fundamenten aus Römerzeit und Mittelalter birgt das Graben im Untergrund immer unkalkulierbare Risiken für Unfälle, Verzögerungen, Kostensteigerungen.

2. Der U-Bahn-Tunnel befördert nicht mehr Leute als eine oberirdische Lösung.

Man könnte dennoch diskutieren, ob all diese Nachteile in Kauf zu nehmen seien, wenn am Ende eine deutliche Verbesserung des ÖPNV herauskommen würde. Genau dies ist aber nicht der Fall. Es entsteht keine neue Straßenbahnverbindung, sondern eine vorhandene Strecke soll tief unter die Erde verlegt werden.

Die Befürworter eines Tunnelbaus versprechen sich eine Kapazitätssteigerung durch den kreuzungsfreien Verlauf. Eine Kapazitätssteigerung ist aber auch durch eine Vorrangschaltung für die oberirdisch fahrenden Bahnen möglich. Im U-Bahn-Tunnel müssen zwischen den Bahnen sogar größere Sicherheitsabstände eingehalten werden als oberirdisch. Unstrittig ist, dass die Kapazitätssteigerung durch längere Züge und längere Bahnsteige bei einer oberirdischen Lösung genauso gegeben ist.

3. Die Fachleute von Stadt und KVB werden für andere Projekte keine Zeit und kein Geld mehr haben.

Planung und Bau eines U-Bahn-Tunnels würden wegen der Komplexität des Projektes auf Jahre Fachleute bei Stadt und KVB binden. Neben dem Geld fehlt dann auch das notwendige Personal für den Ausbau des Bus- und Straßenbahnnetzes, aber auch für andere öffentliche Bauprojekte wie Schulen.

4. Die Bauzeit für einen U-Bahn-Tunnel ist sehr lang.

Nach den Vorstellungen von Stadt und KVB wäre eine Fertigstellung erst im Jahre „2035+x“ [i] möglich.Die Planung ist aufwendig. Der Bau eines U-Bahn-Tunnels mitten in der Stadt bei „laufendem Betrieb“ ist erfahrungsgemäß sehr langwierig. Der Bau würde das ganze Netz durch Arbeiten an der einzigen durchgehenden Ost-West-Verbindung der KVB gefährden. Dies würde einer Operation am offenen Herzen gleichen. Die Ost-West-U-Bahn wird ausnahmslos aus wichtigen Umsteigestationen bestehen. Jede einzelne für sich ist ein Mammutprojekt bis zu drei Ebenen in die Tiefe (siehe U-Bahn-Haltestelle Heumarkt).

5. Viele Jahre lang kommt es auf der zentralen Ost-West-Achse zu massiven Verkehrsbehinderungen.

Für eine derartige Baumaßnahme müssten über die Dauer der Bauzeit immer wieder Wege gesperrt, Straßenbahnverbindungen unterbrochen werden. Baumaschinen und Bauarbeiten würden Lärm und Dreck für Anwohner*innen und Besucher*innen in der Innenstadt bedeuten. Und das in einer Zeit, in der (ehemalige) Autofahrer zunehmend an den ÖPNV gebunden werden sollen und der Innenstadt-Handel durch den Online-Handel gefährdet ist. 

6. Fahrgäste müssen längere Wege zurücklegen als bei einer oberirdischen Lösung.

Die Wege zu und von den unterirdischen Bahnhöfen dauern erheblich länger als der ebenerdige Einstieg. Die U-Bahn-Ebenen würden teilweise mehrere Stockwerke unter der Erde liegen. Der gesamte Haltestellenaus- und umbau in drei Tiefebenen ist hochkompliziert. Es werden keine schnellen Umstiege möglich sein, sondern lange Wege durch wahrscheinlich versetzte Zugänge auf bis zu vier Ebenen wären die Folgen.

7. Es entstehen viele neue Barrieren.

Menschen im Rollstuhl, Gehbehinderte, Fahrgäste mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck müssen teilweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Schon jetzt ist die KVB nicht in der Lage, Rolltreppen und Fahrstühle bei Ausfall zeitnah zu reparieren. Weitere U-Bahnstationen schaffen weitere unvorhersehbare Hindernisse. Wer nicht mal in der Lage ist, seine Rolltreppen ordentlich zu betreiben, sollte von U-Bahn-Projekten Abstand nehmen.

8. Die Stadt hat keinen Plan für den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs(“Tunnelblick“).

Die Tunnel-Befürworter betrachten ausschließlich diese eine Strecke. Was an Ausbau des ÖPNV für die ganze Stadt nötig wäre, kümmert sie nicht. Es gibt keine integrierte Verkehrsplanung, Hand in Hand, z.B. mit Maßnahmen, wie der Durchgangsverkehr durch die Innenstadt reduziert werden kann. Was an Ausbau des ÖPNV für die ganze Stadt nötig wäre, wird nach hinten geschoben oder gar nicht mehr berücksichtigt. Neue Ideen haben keine Chance. 

9. Der Tunnel schafft nur Platz für mehr Autos in der Stadt.

Der Ost West-Tunnel ist kein Beitrag zur dringend nötigen Verkehrswende. Er würde allerdings mehr Platz schaffen – für noch mehr Autoverkehr. Die Milliarden, die der Tunnel kosten würde, würden eine Verkehrswende verhindern, weil das Geld für den Ausbau von Bahn- und Buslinien sowie des Radverkehrs in der gesamten Stadt auf Jahrzehnte fehlt.

10. Der Tunnel blockiert das Nachdenken über das, was Köln wirklich braucht – eine Verkehrswende!

Wir brauchen eine Verkehrswende für ganz Köln. Der Stadt fehlt ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept. Es gibt zwar bereits seit 2014 ein Strategiepapier „Köln mobil 2025“, in dem es heißt, „die Leitziele und Handlungsempfehlungen des vorliegenden Strategiepapiers ‚Köln mobil 2025‘ müssen in den kommenden Jahren durch einen zusammen mit der Bürgerschaft zu erarbeitenden Verkehrsentwicklungsplan (‚Stadtentwicklungskonzept Mobilität und Verkehr‘) konkretisiert, operationalisiert und mit messbaren Zielindikatoren versehen werden (S. 26, Köln mobil 2025, erschienen 2014). Nichts davon ist bisher passiert. Wann wird die Stadt Köln diese Planung endlich umsetzen? Auf welcher Grundlage will der Rat der Stadt Köln dieses unsinnige Tunnelprojekt – losgelöst von jeglichem Gesamtkonzept – beschließen?

Die Bevölkerung leidet unter Lärm, Feinstaub, Stickoxiden. Der Autoverkehr ist gefährlich, und er befeuert den Klimawandel.

Die Stadt Köln braucht einen attraktiven ÖPNV, preiswert, pünktlich und für alle Stadtgebiete. Anstatt nur die Ost-West-Achse zu betrachten, müssen Alternativen in allen Bereichen der Stadt entwickelt und umgesetzt werden. Neue Straßenbahnen, bzw. Tram-Linien, z.B. die rechtsrheinische Ringbahn, die Bäche-Bahn, die Gereonstraße. Wir müssen weg vom Autoverkehr, hin zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Rad- und Fußgängerverkehr.

[i]

Fakten:

  • Die 3,4 Kilometer U-Bahn der Wehrhahn Linie in Düsseldorf haben über 900 Millionen Euro gekostet.[3] Bei der Stadt Düsseldorf blieben 385,4 Millionen Euro Mehrkosten hängen.
  • Die 4 Kilometer-U-Bahn-Tunnel der Kölner Nord-Süd-Stadtbahn werden nach Fertigstellung deutlich über eine Milliarde gekostet haben, ohne Kosten Einsturz Stadtarchiv.[4]
  • Alle drei Baustufen der Nord-Süd-Stadtbahn sollten ursprünglich 550 Millionen Euro kosten. Der Anteil der Stadt sollte nur 55 Millionen Euro betragen. Da die Kosten schöngerechnet waren, überstiegen sie rasch den Voranschlag und die Stadt musste Kredite für die Mehrausgaben aufnehmen. Mit Zinsen steigen die Kosten für die Stadt Köln auf über eine Milliarde Euro, also das 20-fache des ursprünglich angesetzten Betrages. Bleibt die Stadt auf den Kosten des Archiveinsturzes sitzen, muss sie insgesamt über zwei Milliarden statt 55 Millionen Euro zahlen. [5]
  • Die Eröffnung der Nord-Süd-U-Bahn war ursprünglich für 2010/2011 geplant.[6] Mit der Fertigstellung ist nicht vor 2025 zu rechnen, „es kann aber durchaus auch noch länger dauern.“[7]
  • Die Stadt Köln gibt derzeit rund drei Millionen Euro pro Jahr für das gesamte Radwegenetz aus.[8] Das entspricht in etwa den Baukosten von 11 Metern U-Bahn!
  • Köln gehört zu den drei Städten in Deutschland mit der höchsten Stickoxidbelastung[9]
  • Köln ist die am stärksten mit Stickoxiden und Feinstäuben belastete Stadt in NRW
  • Über 42.000 Verkehrsunfälle ereignen sich pro Jahr im Stadtgebiet Köln.[10]

Quellen:

[1]          KVB Vorstandsvorsitzender Jürgen Fenske am 25.09.18 auf der DGB-Veranstaltung: Mobilität in Köln – Wie geht es weiter?

[2]          https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/herrenknecht-ex-bahnchef-grube-beraet-tunnelbohrmaschinen-hersteller/21109624.html?ticket=ST-15544936-39w9ufGmzCJ9Tp4NzKhs-ap3

[3]          https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/wehrhahn-linie-neue-strassenbahn-kostet-duesseldorf-insgesamt-ueber-900-millionen-euro_aid-16428533

[4]          https://ratsinformation.stadt-koeln.de/getfile.asp?id=527707&type=do&

[5]          https://www.openpr.de/news/916114/Koelner-wurden-von-Stadt-und-Presse-ueber-Jahre-getaeuscht.html

[6]          https://de.wikipedia.org/wiki/Nord-S%C3%BCd-Stadtbahn

[7]          https://www.ksta.de/koeln/koeln-archiv/archiveinsturz-nord-sued-stadtbahn-faehrt-nicht-vor-2025-29279040

[8]            https://www.greenpeace.de/themen/energiewende/mobilitaet/guter-rat-das-rad

[9]          https://www.ksta.de/koeln/koeln-archiv/schlechte-luft-in-koeln-nur-zwei-staedte-in-deutschland-sind-noch-staerker-belastet-30547236

[10]        https://koeln.polizei.nrw/sites/default/files/2018-02/k-vu-stat2017-k.pd