Eine Promenade für die Ost-West-Achse

Einen sympathischen Vorschlag hat Ulrich Coersmeier im Stadtanzeiger Mitte Mai vorgestellt. Er möchte, dass auf der Ost-West-Achse eine Promenade angelegt wird. Leider, so schreibt er, wird er diese wohl nicht mehr erleben, denn sein Vorschlag setzt voraus, dass dort in der Innenstadt eine U-Bahn gebaut wird. Nicht nur Coersmeier, 1941 geboren, wird die Realisierung einer Promenade für Fuß- und Rad auf der heutigen Stadtbahntrasse nicht mehr erleben. Das wird auch vielen um Jahre Jüngeren so gehen angesichts der erfahrungsgemäß erforderlichen rund 20 Jahre dauernden Planungs- und Bauzeit für die U-Bahnstrecke.

Für alle, die nicht so lange warten wollen, gibt es eine realistische Perspektive. Die D-Gruppe, eine Initiative von Stadtentwicklungsplanern aus verschiedenen Disziplinen, die meisten von ihnen waren einmal bei der Stadt Köln tätig, hat bereits vor zwei Jahren eine Promenade auf der Ost-West-Achse vorgeschlagen. Dieser Vorschlag geht davon aus, dass sich die Zusammensetzung des Verkehrs wandeln muss, soll die Innenstadt sich weiter vital und klimafreundlich entwickeln können. Ein wichtiger Beitrag dazu ist die drastische Reduzierung des Durchgangsverkehrs mit dem Auto. Da der Durchgangsverkehr der KFZ auf der Ost-West-Achse rund die Hälfte ausmacht, würden mit seiner Herausnahme rund die Hälfte der Fahrbahnflächen für andere Nutzungen zur Verfügung stehen. Man kann dann die Stadtbahn (auf einem Rasen- bzw. Pflastergleis erhalten) und – so der Vorschlag der D-Gruppe – die auf der Nordseite (zur Schildergasse bzw. Mittelstraße hin) gelegenen Fahrbahnflächen in eine Promenade fürs zu Fuß gehen und Fahrradfahren verwandeln.

Da die Stadtbahnstrecke auf der Ost-West-Achse ohnehin ertüchtigt und ihre Fahrgastkapazität erhöht werden muss, egal ob auf Dauer oder nur als Zwischenschritt für die Jahrzehnte bis zur Realisierung der U-Bahn, bietet sie kein Argument, um nicht jetzt den Stadtraum im Sinne der Klimafreundlichkeit und der Verkehrswende zu gestalten. Die Bündelung des Autoverkehrs auf der Südseite und die Promenade auf der Nordseite der Cäcilien- und Hahnstraße können sich gut mit einer autofreien Nordseite des Neumarkts verbinden.  Im digitalen Archiv der Stadt Kölnischen Internetseite liegen Pläne des Hamburger Landschaftsarchitekturbüros WES, die schon als Entwurfsgrundlage dafür taugen. Die Stadt, Politik und Verwaltung, muss sie nur in die Hand nehmen und verwirklichen. Dann könnte es vielleicht sogar noch klappen, dass Ulrich Coersmeier diese nur etwas anders liegende Promenade nutzt.

Köln, 24.05.21 Gertrude Helm